ganz herzlichen Dank
an alle, die geholfen haben, dass das gestern eine so gute
Aktion geworden ist!!!
die
webmasterin muss noch ein bisschen die Schneise der Verwüstung
aufräumen, die sie hinterlassen hat, bevor
hier weitere news eingestellt werden. Aus dem
SWR-Beitrag und
France 3 Alsace bekommt man eine ganz leise Ahnung, was für
ein geiles Gefühl das war, als in Fessenheim ein spürbarer Ruck
durch die Menge ging und wir auf einem Teppich von Gebrüll durch
die Gasse getragen wurden. Es waren dann doch fast 40 km und wir
alle haben um die Wette gestrahlt, als wir den Schönauern in die
Arme gelaufen sind. Das Honigkuchenpferd-Grinsen hat sich bis
heute Morgen gehalten.
Für
eine radioaktive Wolke ist die Strecke ein Klacks: bei leichtem
Westwind (Windstärke 2) käme eine Wolke aus Fessenheim nach ca.
5 Stunden in Schönau an. Für Läuferinnen und Läufer ist diese
Strecke eine Herausforderung, die einem Marathon nahe kommt: ca.
38 km mit rund 1000 Höhenmetern. Ein Team aus der Nachbarschaft
des AKW nimmt die Herausforderung an. Exakt 29 Jahre nachdem die
Wolke aus Tschernobyl nach Südbaden kam, macht sich eine
Laufgruppe auf den Weg. Damals brauchte die Tschernobyl-Wolke
für eine Distanz von 1600 km knapp 4 Tage. Mit etwa der halben
Geschwindigkeit wird die Gruppe von Fessenheim nach Schönau
laufen. Im besten Sinne des Wortes eine Bewegung weg von der
alten Dinosaurier-Technologie, hin zur EWS Schönau, dem Symbol
für eine erneuerbare, enkeltaugliche Energiezukunft. Beim
Willkommens-Hock auf dem EWS-Gelände können die Läuferinnen und
Läufer wieder neue Energie tanken.
Bei der Planung der Aktion entstand ein Gespür für die
Dimensionen: So eine
Strecke läuft man nicht eben aus dem Stand. Das sind nicht
nur die Luftlinien-Abstände unserer Wohnorte zum AKW. In der
offiziellen Notfallschutzbroschüre zeigt das Schaubild, dass
Schönau oder auch der Freiburger Osten nur knapp außerhalb des
25 km Radius um das AKW liegen. „Eine Evakuierung erfolgt
bevorzugt im Privat-PKW“ heißt es tatsächlich in der Broschüre.
Ein Blick auf die
Verkehrssituation in Freiburg nach einem SC-Spiel macht
schnell klar: Im Falle einer Katastrophe ist man wahrscheinlich
zu Fuß schneller. Nun soll es am 29-ten Tschernobyl-Tag zum
Glück kein Lauf ums Leben, sondern FÜR das Leben werden. Und wer
sich der Gruppe anschließen möchte, verliert sein Leben nicht,
wenn er es nur bis Bremgarten (7km), Tunsel (11km), Schmidhofen (14
km), Staufen (17km), Münstertal (22km) oder ans Wiedener Eck (30km) schafft. Spontan kam bei den Organisatoren die Idee auf,
dass die Teilstreckenläufer sich in den genannten Orten an den
offiziellen Evakuierungssammelstellen von lieben Freunden
abholen lassen könnten. Doch in der Liste der Sammelstellen in
der Notfallschutzbroschüre kommen Schmidhofen, Staufen und
Münstertal nicht vor. Einzig in Tunsel wird die Turnhalle an der
Michaelstraße angegeben. Wer jetzt an Szenen aus Gudrun
Pausewangs Roman
„die
Wolke“ denkt, dem wird klar: das hier muss eine fiktive
Flucht bleiben.
Im
ältesten AKW Frankreichs müssen die seit 1977 unter der
Belastung von Druck, Temperatur und Neutronenbeschuss
zusehends ermüdenden Bauteile in den Ruhestand gebracht werden,
bevor die Risse dem Materialstress nachgeben. „Der Druck aus der
Bevölkerung muss den Druck im maroden Druckbehälter
übersteigen.“ so Dr. Eva Stegen, eine Freiburger Bürgerin, die
den Lauf mit Hilfe des erfahrenen Ultraläufers
Jürgen Wetzel aus Schönau organisiert. „Es darf nicht sein,
dass der Französische Präsident sich im Laufe seiner Amtszeit
schleichend von seinen Wahlversprechungen verabschiedet, die
Altmeiler 2016 vom Netz zu nehmen.“
Doch nicht nur im Bezug auf die versprödenden Materialien
ist die Situation angespannt. Die im Niedergang befindliche
Atombranche leidet seit Fukushima nochmals verschärft unter
finanziellem Druck: alterndes Fachpersonal, Nachwuchssorgen,
mangelnde Neubau-Nachfrage. Bei den einzigen europäischen
Referenzprojekten
Flamanville und Olkiluoto laufen Zeitplan und Kosten völlig aus
dem Ruder. Konsortialpartner ergreifen ob der Kostenlawine
die Flucht oder streiten sich mit den Übriggebliebenen vor
Gericht. In der Folge musste das einstige französische
Nuklear-Flaggschiff Areva im März einen Jahresverlust von fast 5
Mrd. € bekannt geben. Die desaströsen Bilanzen schlagen sich in
der Bewertung der
Ratingagenturen nieder:
Standard & Poors stufte Areva nunmehr als „Junk“ ein und
auch der staatliche Stromkonzern EdF wurde herabgestuft.
Hinzu kommt das „Problem“ Strommarkt:
die Erneuerbaren drücken die Großhandelspreise auf immer neue
Rekordtiefstände. Die angespannte Finanzlage in der Branche
führt dazu, dass
ausgerechnet bei den Wartungsaufträgen gespart wird – eine
hochbrisante Konstellation.
Diese explosive Gemengelage führt dazu, dass die Aktiven im
Dreiländereck noch einmal alle Kräfte mobilisieren wollen, um
den Präsidenten laut und deutlich an sein Wahlversprechen zu
erinnern: “Jetzt wird nicht gekniffen. Fessenheim wird jetzt
stillgelegt!“ Ein Albtraum für die vielen Menschen, die sich
seit Jahren für die Schließung der Pannenreaktoren engagieren,
wenn ihnen dasselbe widerführe, wie seinerzeit der Japanischen
Ärztin, die zum Tschernobyl-Tag 2011 auf der Berliner
IPPNW-Tagung sprach. Von ganzem Herzen hatte sie sich jahrelang
in ihrer Heimat für den Atomausstieg eingesetzt und musste nun
unter Tränen berichten, dass es jetzt ihr Land, ihre Region,
ihre Freunde erwischt hatte.
Deswegen soll es am 26. April 2015 nochmal ein kraftvolles
Signal geben: vielfältig, fröhlich, bunt und eben auch
sportlich.
Der Lauf ist privat organisiert, zwar von einer überzeugten
Mitarbeiterin der EWS Schönau, aber in ihrer Eigenschaft als
Freiburger Bürgerin.
Die Teilnahme kostet nichts, es gibt keine Bestzeiten,
keinen Wettkampf. Wir laufen gemeinsam in der Gruppe. Jeder, der
es für sich verantworten kann, im 6,5-er Schnitt mit zu laufen,
ist herzlich eingeladen, unsere Gruppe zu verstärken.